Tuesday, December 8, 2015

Ist Richard Wagner für den Zweite Weltkrieg und Holocaust Verantwortlich?


Nun bestand Hitlers »Aufgabe« gewiß nicht darin, Politik zu machen, sich also mit der Wirklichkeit im Interesse der Nation, deren Kanzler er war, zu arrangieren. Seine Wirklichkeit bestand in der Aufgabe, die Welt in ein Wagner-Theater zu verwandeln... 
Joachim Köhler: Wagners Hitler—Der Prophet und sein Vollstrecker. S.384. ISBN 3-442-75547-6. Siedler Verlag, München, 1999

Ist Richard Wagner für den Zweite Weltkrieg und Holocaust Verantwortlich? Für Joachim Köhler war das Antwort sicher und ganz ohne Zweifel »ja«. Der berühmter Historiker Joachim Fest hat in seiner Rezension von Köhlers Buch für die Frankfurter Allgemeine Zeitung geschrieben:

Köhler ... schreibt “zweifelsfrei”, wo erhebliche Zweifel angezeigt sind, und “sicher”, wo es gerade keine Sicherheit gibt. 
Joachim Fest: die Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.07.1997

Der Leser kann viele Posts über dieser Frage in diesem Blog finden, wie die Rezension von Joachim Köhlers Wagners Hitler: der Prophet und sein Vollstrecker, aber bisher würden sie hauptsächlich auf Englisch geschrieben. Jetzt zum ersten mal probiere ich diese Frage auf Deutsch zu antworten. Leider ist Deutsch nicht meine Muttersprache, und da bitte ich von meinen Lesern viele Geduld. Ich habe wirklich nur ein Jahr an der Universität Deutsch studiert. Deutsch kann ich lesen, aber schreiben...da habe ich sehr wenig Erfahrung. Grammatisch und stilistisch halte ich mein Deutsch für absolut erbärmlich.

Für viele Leute, ist es heute einfach eine Tatsache, daß absolut zweifelsfrei und sicher Richard Wagner für das Zweite Weltkrieg und Holocaust verantwortlich sei. Ganz ohne Zweifel, anders kann es sicher nicht sein. Auch Leute die diese Stelle zu extrem finden, halten ihn als Hitlers grösster Vorlaüfer. Aber ist dies Bild von Richard Wagner wirklich so eine absolute Wahrheit, oder ist es vielleicht kaum mehr als einer der grössten Popkultur-Mythen unserer Zeit?

Jede ausgebildete Mensch kennt, daß wo ein Thema umstritten ist, da muß man versuchen zum Urtexte und Urquellen zürrückzukehren. Das tun wir heute, als wir Wagner selber sprechen lässt—unbearbeitet, unbekurzt, unverändert, unverhindert. Seine Stimme, die aus der Nebel der Zeit uns spricht ist nicht mehr erkennbar. Aber trotzdem spricht er doch, jeder Stereotyp zu vertrümmeln.

In 1848 es brachte eine pro-demokratische Revolution in Deutschland aus. In dem gleichen Jahr da erschien das Manifest der kommunistischen Partei von Marx und Engels. Unter ihnen findet man auch die Idee, daß die deutsche Länder (Deutschland als eine unabhängige Nation existierte damals noch nicht) geschichtlich sich in einer einzigartigen Stelle fanden, das Epizentrum einer sozialistischen Weltrevolution zu werden.

Das manifest der kommunistischen Partei und Wagners Vaterlandsverein Schrift sind in dem gleichen Jahr erschienen
Es stellt das Ausdruck von einem damals noch positiven deutschen »Sonderweg« dar, wo Deutschland ein besonderes Schicksaal hat, der Fahnenträger der internationalen Liberalismus zu werden. Es war das Ausdruck von einer idealistischen deutschen Frühnationalismus, eine Bewegung für die Umsetzung von l'ancien regimes in abhängige Länder wie Prussland, Bayern, Sachsen, und Österreich mit einer vereinigten demokratischen Republik. Und in 1849 während der Dresdener Revolution hat Richard Wagner mit Muskete in der Hand hinter den Barrikaden gestanden für eine vereinigte demokratische deutsche Republik um zu kämpfen.

Germania von Philip Veit (1848)
Bei Wagner, wie bei Marx und Engels, erkennt man das Ausdruck von einer idealistischen frühdeutschen Nationalismus. »Die deutsche Ideologie« ist ein gutes Beispiel davon, und auch Wagner hat Schriften an Feuerbach gewidmet 

Das heißt, frühdeutsche Nationalismus war ursprünglich eine liberal-demokratische Bewegung. Nur später würde deutsche Nationalismus zur rechtspolitischen und imperialistischen Bewegung verwandelt. Genau wie bei Marx und Engels, kann es einfach nicht behauptet werden, daß die Nationalismus von Richard Wagner eine rechtsextremistische Stelle darstellte. Auch Grossdeutschland-Pangermanismus damals stellte noch eine Hoffnung dar, von einer demokratischen, sozialistischen Grossrepublik allen deutschsprachigen Länder. Daß deutsche Geschichte anders gelaufen ist (einige Historiker sprechen von einem deutschen »Sonderweg« im negativen Sinn), da gibt es bestimmt kein Zweifel, aber weder Wagner noch Marx dafür verantwortlich ist. Der Traum in 1848 von einem idealistischen Grossdeutschland, Österreich einschließend, verwandelt sich zum Alptraum, denn er nur unter der Imperialismus vom Dritten Reich realisiert wurde.

Hier ist was Wagner selber geschrieben hat:

Weiter wollen wir die Zuerteilung des unbedingten Stimm- und Wahlrechts an jeden volljährigen, im Lande geborenen Menschen: je ärmer, je hilfsbedürftiger er ist, desto natürli­cher ist sein Anspruch auf Beteiligung an der Abfassung der Gesetze, die ihn fortan gegen Armut und Dürftigkeit schüt­zen sollen.

Trotzdem glauben viele Leute, daß die demokratische Prinzipien Wagners eigentlich ein Beispiel von Faschismus sei. Wagner macht es aber ganz klar, daß seine Demokratie nicht ein »alleinherrschende« Totalitarismus ist, sonder ein »Volksherrschaft«:

Jeder Schritt vorwärts auf die­ser demokratischen Grundlage ist eine neue Bewältigung der Macht des Monarchen, nämlich: des Alleinherrschers. 
...lassen wir den Monarchismus ganz enden, da die Alleinherrschaft durch die Volksherrschaft (Demokratie) eben unmöglich ge­macht ist...

Auch ist es klar, daß Wagner auch Kommunismus nicht unterstüzt hat:

Oder wittert ihr hierin etwa Lehren des Kommunismus? Seid ihr töricht oder böswillig genug, die notwendige Erlösung des Menschengeschlechts von der plumpesten und entsittlichendsten Knechtschaft gemeinster Materie als gleichbedeu­tend mit der Ausführung der abgeschmacktesten und sinnlo­sesten Lehre, der des Kommunismus, zu erklären? Wollt ihr nicht erkennen, daß in dieser Lehre der mathematisch glei­chen Verteilung des Gutes und Erwerbes eben nur ein gedan­kenloser Versuch zur Lösung jener allerdings gefühlten Auf­gabe gemacht worden ist, der sich in seiner reinen Unmög­lichkeit selbst das Urteil der Totgeborenheit spricht? Wollt ihr damit aber die Aufgabe selbst als verwerflich und unsinnig, wie jene Lehre es in Wahrheit ist, ebenfalls verschreien? Hütet euch! Das Ergebnis von dreiunddreißig Jahren unge­störten Friedens zeigt euch jetzt die menschliche Gesellschaft in einem Zustande von Zerrüttung und Verarmung, daß ihr am Ende dieser Jahre rings um euch die entsetzlichen Gestal­ten des bleichen Hungers erblickt! Seht euch vor, ehe es zu spät ist! Spendet nicht Almosen, sondern erkennt das Recht, das von Gott Verliehene Menschenrecht, sonst dürftet ihr wohl den Tag erleben, wo die gewaltsam verhöhnte Natur zu einem rohen Kampfe sich ermannt, dessen wildes Sieges­geschrei wirklich jener Kommunismus wäre, und wenn in der Unmöglichkeit des Bestandes seiner Grundsätze auch nur die kürzeste Dauer seiner Herrschaft verbürgt läge, so würde diese kurze Herrschaft doch hinreichend gewesen sein, alle Errungenschaften einer zweitausendjährigen Zivili­sation auf vielleicht lange Zeit spurlos auszurotten. Glaubt ihr, ich drohe? Nein, ich warne!

Das heißt, Wagners politische Stelle ist im Einklang mit Sozialdemokratie: um die Bedrohung einer blütigen kommunistischen Revolution zu vermeiden, muß der König abdanken—„der König der erste und allerechteste Republikaner sein sollte”—und republikanische Sozialdemokratie ruhig akzeptieren. Das spiegelt genau die gleiche Situation, was während der Deutschen Revolution von 1918-1919 erstanden ist, die zu der ruhigen Abdankung des Kaiser Wilhelm II geführt hat, mit die Begründung der Weimarer Republik. In vergleich dazu sind die rüssischen Romanows in einem Blutbad gestorben. Es ist einfach erstaunlich, daß Wagner das Voraussicht hat, solche zukünftigen Ereignisse vorherzusagen.

Ideologisch stimmt Wagners Stelle auch mit die von seinem Freund und Mitrevolutionär hinter den Barrikaden—Mikhail Bakunin—völlig überein. In seine berühmten Polemik gegen Marx, hat Bakunin—als anarchisten Sozialist—Kommunismus scharf kritisiert, weil eine von Oben aufgedrängte Revolution nur zur Alleinherrschaft von einem roten Kaiser führen würde. Wagners Regenerations-Philosophie wird besser als eine Form der Bakunin'sche anarchisten Sozialismus interpretiert, mit der gemeinschaftlichen Regeneration von der reinen Menschlichen von Grund und Wurzeln ab—in humanistischen Sinn—statt von Oben gewaltig aufgedrängt.

Dennoch glaubt jeder Esel, daß ganz sicher und zweifellos die Ideologie von Nationalsozialisten in Toten und Ganzen auf wagnersche-operatischen Prinzipien begründet würden. Nie hat weder Hitler noch andere führende Parteimitglieder die Vaterlandsverein Schrift von Wagner zitiert. In Hitlers Bibliothek da findet man die sämtliche Werke von Shakespeare, aber nicht von Wagner. Natürlich behaupten andere Stimmen, daß nach der Durchfall von der pro-demokratischen Bewegung in 1848-49, kehrte Wagner nach Faschismus. Das ist auch bestimmt falsch, und spätere Werke sind an Constantin Frantz mit seine Ideen über europäische konstitutionelle Föderalismus gewidmet statt wie früher an Ludwig Feuerbach. Genau wie Marx und Engels, Feuerbach und Frantz waren auch beide liberalen Junghegelianer.

Über Bismarck hat Richard Wagner später geaüssert, daß er nur „die Karikatur des hommes fort” (Cosimas Tagebuch 8te Februar 1881) sei.

Wagner hat Bismarck und sein imperialistische Machismo, als „die Karikatur des homme fort” verspottet

Mit der sogenannten völkische Bewegung wollte Wagner auch nichts zu tun haben, wie in einem Brief an seinen jüdischen Freund Angelo Neumann, während der Berliner Antisemitismusstreit zwischen 1879 bis 1881, erklärt hat:


Der gegenwärtigen „antisemitischen” Bewegung stehe ich vollständig fern: ein nächstens in den „Bayreuther Blättern” erscheinender Aussatz von mir wird dies in einer Weise bekunden, daß Geistvollen es sogar unmöglich werden dürfte, mich mit jener Bewegung in Beziehung zu bringen. 
Angelo Neumann: Erinnerungen an Richard Wagner, S.138-138 

Natürlich mit Bernard Föster, einer der frühen Begründer der völkische Bewegung, wollte Wagner ähnlicherweise gar nichts zu tun haben, wie Cosima in ihr Tagebuch bemerkte:

Dr. Förster schickte ihn einen Aufruf zur Gründung einer anti-semitischen Zeitung. R erzählt, daß er von Neapel aus ihm geschrieben zu haben. 

»Sehen Sie, ob Sie in Fürst Bismarcks Kram passen« und Sie scheinen in den Kram zu passen, denn Sie adoptieren sein ganzes Programm. »Wir Bayreuther mit unseren Ideen werden sehr einsam bleiben.«
Cosima Tagebuch: Band II S. 672; Sonnenabend 22ten Januar 1881

Wagner ist ein scharfer Kritik von prüssische Militarismus geworden, und blieb vom Anfang bis zum Ende ein strenger Pazifist. Die einzige Ausnahme, wo ein Krieg gerecht gewesen wäre, sei die der amerikanische Bürgerkrieg für die Abschaffung der Sklaverei:

Abends spricht R. über Amerika und den amerikanischen Krieg mit Bewunderung als des einzingen Krieges zu einem humanen Zweck. 
Cosima Tagebuch: Band II S.382; 15te Juli 1879 

Selbst der Ring des Nibelungen ist die Geschichte von dem apokalyptischen Untergang der deutschen Kriegesgöttern und ihre Herrschaft über der Welt. Nietzsche schrieb in Ecce Homo: „Wagner ist das Gegengift gegen alles Deutsche par excellence”. An Cosima hat Wagner gesagt, daß „ich selbst, ich hätte glaube ich, den Ring nicht konzipiert ohne diese Bewegung” (Cosimas Tagebücher: 2te Mai, 1874).

Kunstwerk der Zukunft: an Ludwig Feuerbach gewidmet


Oper und Drama: an Constantin Frantz gewidmet

Auch in 1880 am Ende von seinem Leben seine sozialistischen Sympathie ist fest geblieben:
Dennoch könnte man, und dies zwar aus starken inneren Gründen, selbst den heutigen Sozialismus als sehr beachtenswert von Seiten unserer staatlichen Gesellschaft ansehen, sobald er mit den drei zuvor in Betracht genommenen Verbindungen der Vegetarianer, der Tierschützer, und der Mäßigkeitspfleger, in eine wahrhaftige und innige Vereinigung träte.
Wagner: Religion und Kunst in Gesammelte Schriften und Dichtungen, Band X


Nach der Durchfall der Revolution von 1848-49, hat Wagner deutsche Nationalismus ganz verzichtet, besonders weil er die Verwandlung von Nationalismus zu einer rechtspolitische Stelle erkannt hat:

In politischen Leben äussert dieser Wahn sich nämlich als Patriotismus. .... 
Ungerechtigkeit und Gewaltsamkeit gegen andere Staaten und Völker ist daher von je die wahre Kraftsäusserung des Patriotismus gewesen. 



Wagner: Über Staat und Religion (1864)

„Wahn, Wahn überall Wahn“ wütet er, und zwölf mal wiederholte er das Wort „Wahn“ in beziehung mit „Patriotismus“.

Dann weiter in 1878:
Da erkannte man den Wahnsinn, dass wir so lange gesungen „das Vaterland muss grösser sein“ ...— nein, das Vaterland muss kleiner sein...
Constantin Frantz: Offener Brief an Richard Wagner

Das heißt, Wagner und Frantz waren gegen eine grossdeutschlands Einheit, und bevorzugt die Unabhängigkeit von verschiedenen deutschen Länder wie Bayern, Sachsen, Österreich, und Prussland, die nur durch europäischen konstitutionelle Föderalismus verbunden werden sollten, statt vereinigt zu werden unter die Spitze des prüssischen Säbels:

Sollte nun Deutschland zu einem Staat umgestaltet werden, so war das freilich nur mittels des preussischen Säbels durchzusetzen. Was aber konnte daraus hervorgehen? Nichts anderes als das hölzerne Eisen eines königl. preussischen deutschen Kaisertums, oder—wie die landläufige Phrase lautete—eine deutsche Einheit mit preußischer Spitze.
Constantin Frantz: Offener Brief an Richard Wagner

Danach kommt die alte Anklage von Antisemitismus. Der britischer Historiker, Sir Richard J. Evans hat geschrieben, Hitler nie gesagt hat, daß der Ursprung seiner Antisemitismus Wagner war. Dazu existiert es verschiedenen Formen von Antisemitismus, wie zum Beispiel christliche Antisemitismus, linkspolitische Antisemitismus (wie die von Karl Marx, Wagner, Heine, Börne, oder Feuerbach), und letztlich rechtspolitische Antisemitismus. Es ist eine rechtsextremische Polemik zu behaupten, daß linkspolitische Antisemitismus der Ursprung von nationalsozialistischen Antisemitismus gewesen sei. Linkspolitische Antisemitismus hat eine ganz andere Ursprung und Eigenschaft, und viele scharfe antijüdische Kritiker, wie Marx, Heine und Börne, stammten selber aus jüdischen Herkunft. Wagner hat es ganz klar gemacht, daß er die Assimilation der Juden forderte:

Soll dagegen dieses Element uns in der Weise assimiliert werden, daß es mit uns gemeinschaftlich der höheren Ausbildung unsrer edleren menschlichen Anlagen zureife, so ist es ersichtlich, daß nicht die Verdeckung der Schwierigkeiten dieser Assimilation, sondern nur die offenste Aufdeckung derselben hierzu förderlich sein kann.



Wagner: Das Judentum in der Musik 

Durch Assimilation werden Deutsche und Juden „einig und ununterschieden!”
Wagner: 
Das Judentum in der Musik 

Das Amt von Reinhard Heydrich, das für das nationalsozialistische Ausdruck »die Endlösung der Judenfrage« verantwortlich ist, hat es ganz klar gemacht, daß die Assimilation der Juden völlig inakzeptabel sei:
Die in Deutschland lebenden Juden gliedern sich in zwei Gruppen, die Zionisten und Assimilanten (die sich selbst bezeichnenderweise Deutsch-Juden nennen). Die Zionisten vertreten zwar einen starken Rassestandpunkt und streben mit der Auswanderung nach Palästina die Schaffung eines eigenen jüdischen Staates an, doch darf man sich dabei nicht über die grundsätzlich volksfeindliche Einstellung der Juden täuschen lassen. Die Assimilanten verleugnen ihre jüdische Rasse, indem sie entweder, auf ihre langjährige Ansässigkeit pochend, behaupten, Deutsche oder nach vollzogener Taufe Christen zu sein. Diese Assimilanten sind es vor allen Dingen, die mit allen Arten von Loyalitätserklärungen und mit der ihrer Rasse eigenen Aufdringlichkeit versuchen, die nationalsozialistischen Grundsätze über den Haufen zu werfen.  
Reinhard Heydrich: Wandlungen Unseres Kampfes, 1936

Hier steht es ganz klar, daß es überhaupt keine Möglichkeit gebe, Deutsche und Juden „einig und ununterschieden” zu werden. Assimilanten wie Wagner „versuchen, die nationalsozialistischen Grundsätze über den Haufen zu werfen“!

Über Zionismus hat Richard Wagner geschrieben, daß er gar nichts dagegen hat:

In der reinen Politik sind wir mit den Juden nie in wirklichen Konflikt geraten; wir gönnten ihnen selbst die Errichtung eines jerusalemischen Reiches...
Wagner: Das Judentum in der Musik 


Man kann eigentlich gut sehen warum Wagner so weitgehend beliebt um liberalen deutschen Juden waren, auch wie bei Theodor Herzl, der Begründer von Zionismus. Es ist gar keine Zufall, daß viele Wagnerianer von der Vorkriegszeit Juden waren, wie zum Beispiel Hermann Levi, Heinrich Porges, Gustav Mahler, Arnold Schoenberg, Bruno Walter, Otto Klemperer, Leo Blech, Friedrich Schorr usw.

Es gibt nicht sogar eine von akademischen Historikern geschriebene moderne Text über die Holocaust, daß ein Operkomponist für die nationalsozialistische Endlösung der Judenfrage verantwortlich hält. In Christopher Brownings Buch die Entfesselung der Endlösung wird den Namen Richard Wagners nicht einmal erwähnt, und gleichfalls bei Politik der Vernichtung von Peter Longerich. Der Figur von Shylock trifft oft bei nationalsozialistischen Propaganda vor, aber niemand hält Shakespeare für den Holocaust verantwortlich.

Germania bekommt von Shylock ein Dolchschloß in den Rücken.
Angesagte jüdische Weltherrschaft der französische Shylock im Ruhrgebiet
Der Völkischer Beobachter
Die sämtliche Werke von Shakespeare aus Hitlers Bibliothek

Deswegen war die Beurteilung von Sir Ian Kershaw über Joachim Köhlers Wagner Hitler: der Prophet und sein Vollstrecker, daß es eine grobe Übertreibung und Verzerrung darstellte. Es ist eine aggressive rechtsextremistische Umschreibung von der ganzen Weltgeschichte. Wo früher Rechtsextremisten sozialdemokratischen Liberalen für jüdisch-demokratischen Verschwörer hielten, heute halten sie »der Fall Wagner« für den endgültigen Beweis, daß zweifelsfrei und ganz sicher alle pazifistischen sozialdemokratischen Liberalen »Nazis« und »Hitlers freiwillige Vollstrecker« sind:

Das Heer hielt gegenüber dem jüdisch-demokratischen Gedanken einer blinden Anbetung der Zahl den Glauben an die Persönlichkeit hoch. 
Hitler: Mein Kampf, S.307-308. Zentralverlag der NSDAP., Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München. Auflage 1943. Band I 1925, Band II 1927.
Ich sah in ihr ein Instrument, das gerade die sozialistisch-marxistischen Organisationen mit meisterhafter Geschicklichkeit beherrschten und zur Anwendung zu bringen verstanden. 
Hitler: Mein Kampf, S.193. Zentralverlag der NSDAP., Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München. Auflage 1943. Band I 1925, Band II 1927. 
Während das Judentum durch seine marxistische und demokratische Presse die Lüge vom deutschen „Militarismus“ in die ganze Welt hinausrief und Deutschland so mit allen Mitteln zu belasten trachtete, verweigerten marxistische und demokratische Parteien jede umfassende Ausbildung der deutschen Volkskraft.  
Hitler: Mein Kampf, S.298. Zentralverlag der NSDAP., Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München. Auflage 1943. Band I 1925, Band II 1927.
Kann eine Macht, die in einem Bündnis eine Hilfe für die Durchführung eigener offensiver Ziele sehen will, sich mit einem Staate verbünden, dessen Leitungen seit Jahren ein Bild jämmerlichster Unfähigkeit, pazifistischer Feigheit bieten und dessen größerer Volksteil in demokratisch-marxistischer Verblendung die Interessen des eigenen Volkes und Landes in himmelschreiender Weise verrät?
Hitler: Mein Kampf, S.700. Zentralverlag der NSDAP., Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München. Auflage 1943. Band I 1925, Band II 1927.

Und da kann man besonders klar sehen wie es eine heftige Verzerrung ist, solche Meinungen an Wagner zu zuschreiben, wenn man Wagner letztlich selber sprechen lässt. Später hat Wagner in Wollen wir hoffen? geschrieben, daß die Deutsche sei „zwar nicht zu Herrschern, wohl aber zu Veredlern der Welt bestimmt sein dürften“, und in der Vaterlandsvereins Schrift singt Wagner deutlich nicht »Deutschland, Deutschland, über alles«, sondern »Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland!«:

Wie verhalten sich republikanische
Bestrebungen dem Königtum gegenüber?

(1848) 

Laßt uns über diese Frage vollkommen klarwerden und daher zunächst genau erörtern, was der Kern republikanischer Bestrebungen sei. 
Glaubt ihr im Ernst, wenn wir von unsrem jetzigen Stand­punkte aus noch weiter vorwärtsschreiten wollen, müßten wir mit allernächstem schon an der offenen königslosen Re­publik ankommen? Glaubt ihr dies, oder wollt ihr es den Ängstlichen nur weismachen? Seid ihr kenntnislos oder seid ihr böswillig? 
Ich will euch sagen, wohin unsre allerdings »republikanischen« Bestrebungen zielen: — Unsre Bestrebungen für das Wohl aller gehen dahin, die sogenannten Errungenschaften der letzten Vergangenheit nicht an sich schon als das Ziel, sondern als einen Anfang erkannt zu wissen. 
Das Ziel fest ins Auge gefaßt, wollen wir daher zunächst den Untergang auch des letzten Schimmers von Aristokratismus; sind unsre Herren vom Adel keine Feudalherren mehr, die uns knechten und schinden konnten, wie sie Lust hatten, so sollen sie, um alles Ärgernis zu verwischen, auch den letzten Rest einer Auszeichnung aufgeben, die ihnen an einem hitzi­gen Tage leicht zu einem Nessusgewande werden könnte, das sie bis auf die Knochen verbrennt, wenn sie es nicht beizeiten weit von sich geworfen haben würden. Gedenkt ihr dabei eurer Stammesahnen und haltet ihr es für unfromm, euch der Vorzüge zu begeben, die ihr von ihnen ererbtet, so bedenkt, daß auch wir unsrer Ahnen uns erinnern müssen, deren Taten, so gute auch von ihnen vollbracht wurden, von uns zwar nicht in Familienarchiven aufgezeichnet sind, de­ren Leiden, Hörigkeit, Druck und Knechtschaft aller Art aber in dem großen, unleugbaren Archive der Geschichte des letzten Jahrtausends mit blutiger Tinte eingeschrieben ste­hen. Vergesset eure Ahnen, werfet jeden Titel, jede mindeste Auszeichnung von euch, so versprechen wir euch, großmütig zu sein und die Erinnerung unsrer Ahnen auch gänzlich aus unsrem Gedächtnis zu streichen, damit wir fortan Kinder eines Vaters, Brüder einer Familie seien! Höret die Mah­nung, erfüllet sie froh und aus freien Stücken, denn sie ist unabweislich, und Christus sagt: »Ärgert dich ein Glied, so reiß es aus: es ist besser, daß es verderbe, als daß der ganze Leib zur Hölle fahre!« — Und noch eines! Verzichtet ein für allemal auf die ausschließliche Ehre, unsrem Fürsten zu­nächst stehen zu wollen, bittet ihn, euch des ganzen Wustes unnützer Hofämter, Ehren und Rechte zu überheben, die heutzutage einen Hof zum Gegenstande unmutiger Betrach­tung machen; seid nicht mehr Kammerjunker und Kammerherren, die unsren König »ihren König« nennen, nehmt von ihm jene Heiducken und buten Lakaien, die frivolen Aus­wüchse einer schlimmen Zeit, der Zeit, da alle Fürsten der Welt es dem französischen Ludwig XIV. nachahmen zu müs­sen glaubten. Tretet frei zurück von diesem Hofe, dem Hofe der müßigen Adelsversorgung, damit er ein Hof des ganzen, frohen, glücklichen Volkes werde, wo jedes Glied dieses Vol­kes in freudiger Vertretung seinem Fürsten zulächle und ihm sage, daß er der Erste eines freien, gesegneten Volkes sei. —Darum, so wollen wir weiter: keine erste Kammer mehr! Es gibt nur ein Volk, nicht ein erstes und zweites, somit kann und soll es daher auch nur ein Haus der Volksvertretung geben, und dieses Haus sei ein edles, schlichtes Gebäude, ein hochgewölbtes Dach auf starken, schlanken Säulen: wie würdet ihr dies Gebäude verstümmeln, wolltet ihr eine tri­viale Wand quer durchziehen, daß ihr statt eines großen Saa­les zwei enge Kammern hättet! 
Weiter wollen wir die Zuerteilung des unbedingten Stimm-und Wahlrechts an jeden volljährigen, im Lande geborenen Menschen: je ärmer, je hilfsbedürftiger er ist, desto natürli­cher ist sein Anspruch auf Beteiligung an der Abfassung der Gesetze, die ihn fortan gegen Armut und Dürftigkeit schüt­zen sollen. 
Und weiter wollen wir in unsren »republikanischen« Bestrebungen: eine allgemeine große Volkswehr; nicht ein stehen des Heer und eine liegende Kommunalgarde; was ihr vorbe­reitet, soll weder eine Verminderung des einen, noch eine bloße Erweiterung des anderen sein, sondern eine neue Schöpfung, die, nach und nach in das Leben tretend, Heer und Kommunalgarde untergehen lassen in der einen großen, zweckmäßig hergestellten, jeden Standesunterschied ver­nichtenden Volkswehr. 
Sind so alle bisher neidisch und feindlich geschiedenen Stände in den einen großen Stand des freien Volkes vereinigt, zu dem alles gehört, was auf dem lieben deutschen Boden von Gott menschlichen Atem empfing, — glaubt ihr, daß wir dann am Ziele seien? Nein, dann wollen wir erst recht an­fangen! Dann gilt es, die Frage nach dem Grunde alles Elends in unsrem jetzigen gesellschaftlichen Zustande fest und tatkräftig in das Auge zu fassen, — es gilt zu entscheiden, ob der Mensch, diese Krone der Schöpfung, ob seine hohen geistigen, sowie seine so künstlerisch regsamen leiblichen Fä­higkeiten und Kräfte von Gott bestimmt sein sollen, dem starresten, unregsamsten Produkt der Natur, dem bleichen Metall, in knechtischer Leibeigenschaft untertänig zu sein?  
Es wird zu erörtern sein, ob diesem geprägten Stoffe die Eigenschaft zuzuerkennen sei, den König der Natur, das Ebenbild Gottes, sich dienst- und zinspflichtig zu machen — ob dem Gel de die Kraft zu lassen sei, den schönen freien Willen des Menschen zur widerlichsten Leidenschaft, zu Geiz, Wucher und Gaunergelüste zu verkrüppeln? Dies wird der große Befreiungskampf der tief entwürdigten leidenden Menschheit sein: er wird nicht einen Tropfen Blutes, nicht eine Träne, ja nicht eine Entbehrung kosten: nur eine Über­zeugung werden wir zu gewinnen haben, sie wird sich uns unabweislich aufdrängen: die Überzeugung, daß es das höchste Glück, das vollendetste Wohlergehen aller herbei­führen muß, wenn so viele tätige Menschen, als nur irgend der Erdboden ernähren kann, auf ihm sich vereinigen, um in wohlgegliederten Vereinen durch ihre verschiedenen mannigfaltigsten Fähigkeiten, im Austausch ihrer Tätigkeit sich gegenseitig zu bereichern und zu beglücken. Wir werden erkennen, daß es der sündhafteste Zustand in einer menschli­chen Gesellschaft ist, wenn die Tätigkeit einzelner entschie­den gehemmt ist, wenn die vorhandenen Kräfte sich nicht frei rühren und nicht vollkommen sich verwenden können, solange — dies ist die einzige Bedingung — der Erdboden zu ihrer Nahrung ausreicht. Wir werden erkennen, daß die menschliche Gesellschaft durch die Tätigkeit ihrer Glieder, nicht aber durch die vermeinte Tätigkeit des Geldes erhalten wird: wir werden den Grundsatz in klarer Überzeugung fest­stellen, — Gott wird uns erleuchten, das richtige Gesetz zu finden, durch das dieser Grundsatz in das Leben geführt wird, und wie ein böser nächtlicher Alp wird dieser dämo­nische Begriff des Geldes von uns weichen mit all seinem scheußlichen Gefolge von öffentlichem und heimlichem Wu­cher, Papiergaunereien, Zinsen und Bankiersspekulationen. Das wird die volle Emanzipation des Menschengeschlechtes, das wird die Erfüllung der reinen Christuslehre sein, die sie uns neidisch verbergen hinter prunkenden Dogmen, einst erfunden, um die rohe Welt einfältiger Barbaren zu binden und für eine Entwicklung vorzubereiten, deren höherer Voll­endung wir nun mit klarem Bewußtsein zuschreiten sollen.  
Oder wittert ihr hierin etwa Lehren des Kommunismus? Seid ihr töricht oder böswillig genug, die notwendige Erlösung des Menschengeschlechts von der plumpesten und entsittlichendsten Knechtschaft gemeinster Materie als gleichbedeu­tend mit der Ausführung der abgeschmacktesten und sinnlo­sesten Lehre, der des Kommunismus, zu erklären? Wollt ihr nicht erkennen, daß in dieser Lehre der mathematisch glei­chen Verteilung des Gutes und Erwerbes eben nur ein gedan­kenloser Versuch zur Lösung jener allerdings gefühlten Auf­gabe gemacht worden ist, der sich in seiner reinen Unmög­lichkeit selbst das Urteil der Totgeborenheit spricht? Wollt ihr damit aber die Aufgabe selbst als verwerflich und unsinnig, wie jene Lehre es in Wahrheit ist, ebenfalls verschreien? Hütet euch! Das Ergebnis von dreiunddreißig Jahren unge­störten Friedens zeigt euch jetzt die menschliche Gesellschaft in einem Zustande von Zerrüttung und Verarmung, daß ihr am Ende dieser Jahre rings um euch die entsetzlichen Gestal­ten des bleichen Hungers erblickt! Seht euch vor, ehe es zu spät ist! Spendet nicht Almosen, sondern erkennt das Recht, das von Gott Verliehene Menschenrecht, sonst dürftet ihr wohl den Tag erleben, wo die gewaltsam verhöhnte Natur zu einem rohen Kampfe sich ermannt, dessen wildes Sieges­geschrei wirklich jener Kommunismus wäre, und wenn in der Unmöglichkeit des Bestandes seiner Grundsätze auch nur die kürzeste Dauer seiner Herrschaft verbürgt läge, so würde diese kurze Herrschaft doch hinreichend gewesen sein, alle Errungenschaften einer zweitausendjährigen Zivili­sation auf vielleicht lange Zeit spurlos auszurotten. Glaubt ihr, ich drohe? Nein, ich warne!  
Sind wir nun in unsren republikanischen Bestrebungen so weit gelangt, auch diese wichtigste aller Fragen zum Glück und Wohlergehen der staatlichen Gesellschaft zu lösen, sind wir in die Rechte freier Menschenwürde vollständig einge­treten: werden wir nun am Ziele unsres tätigen Strebens an­gelangt sein? Nein! Nun soll es erst recht beginnen! Sind wir durch die gesetzkräftige Lösung der letzten Emanzipations­frage zur vollkommenen Wiedergeburt der menschlichen Gesellschaft gelangt, geht aus ihr ein freies, allseitig zu voller Tätigkeit erzogenes neues Geschlecht hervor, so haben wir nun erst die Kräfte gewonnen, an die höchsten Aufgaben der Zivilisation zu schreiten, das ist: Betätigung, Verbreitung derselben. Nun wollen wir in Schiffen über das Meer fahren, da und dort ein junges Deutschland gründen, es mit den Ergebnissen unsres Ringens und Strebens befruchten, die edelsten, gottähnlichsten Kinder zeugen und erziehen: wir wollen es besser machen als die Spanier, denen die neue Welt ein pfäffisches Schlächterhaus, anders als die Engländer, de­nen sie ein Krämerkasten wurde. Wir wollen es deutsch und herrlich machen: vom Aufgang bis zum Niedergang soll die Sonne ein schönes, freies Deutschland sehen und an den Grenzen der Tochterlande soll, wie an denen des Mutterlan­des, kein zertretenes unfreies Volk wohnen, die Strahlen deutscher Freiheit und deutscher Milde sollen den Kosaken und Franzosen, den Buschmann und Chinesen erwärmen und verklären. 
Seht ihr, hier hat unser republikanisches Streben kein Ziel und Ende, rastlos dringt es weiter von Jahrhundert zu Jahr­hundert zur Beglückung des ganzen großen Menschen­geschlechtes! Ist dies ein Traum, ein Utopien? Es ist es, sobald wir darüber nur hin- und hersprechen, kleingläubig und selbstsüchtig die Möglichkeit abwägen und leugnen: es ist es nicht, sobald wir froh und mutig handeln, sobald jeder Tag eine neue gute Tat des Fortschrittes von uns sieht.  
Aber, fragt ihr nun: willst du dies alles mit dem Königtum erreichen? — Nicht einen Augenblick habe ich sein Bestehen aus dem Auge verlieren müssen, — hieltet ihr es aber für unmöglich, so sprächet ihr selbst sein Todesurteil aus! Müßt ihr es aber für möglich erkennen, wie ich es für mehr als möglich erkenne, nun: so wäre die Republik ja das Rechte, und wir dürfen nur fordern, daß der König der erste und allerechteste Republikaner sein sollte. Und ist einer mehr berufen, der wahreste, getreueste Republikaner zu sein, als gerade der Fürst? Res publica heißt: die Volkssache. Wel­cher einzelne kann mehr dazu bestimmt sein als der Fürst, mit seinem ganzen Fühlen, Sinnen und Trachten lediglich nur der Volkssache anzugehören? Was sollte ihn, bei gewon­nener Überzeugung von seinem herrlichen Berufe, bewegen können, sich selbst zu verkleinern und nur einem besonderen kleineren Teile des Volkes angehören zu wollen? Empfinde jeder von uns noch so warm für das allgemeine Beste, ein so reiner Republikaner wie der Fürst kann er nie werden, denn seine Sorgen teilen sich nie, sie können nur dem Einen, dem Ganzen angehören, während jeder von uns, der Alltäglich­keit gegenüber, seine Sorgen organisch zu verteilen hat. — Und worin bestände das Opfer, das der Fürst zu bringen hätte, um dem erkannten, unsäglich schönen Berufe zu ent­sprechen? Sollte es ihm als Opfer gelten, in den freien Bür­gern des Staates nicht mehr seine »Untertanen« zu erblicken? Durch die Tat unsrer Gesetze ist diese Vorstellung be­reits aufgehoben, und der diese Gesetze bestätigte, erfüllt ihren Sinn mit solcher Treue, daß der Ausspruch des Aufhö­rens der Untertänigkeit ihm als kein Opfer mehr erscheinen würde. Müßte es ihm als ein Opfer gelten, wenn er jenen Rest eines müßigen Hofprunkes mit seinen längst überlebten Ehren, Titeln und Orden von sich wiese? Wie klein dächten wir von dem schlichtesten, wahrhaftigsten Fürsten unsrer Zeit, wenn wir die Erfüllung solchen Wunsches ihm als ein Opfer anrechnen wollten, sobald wir mit Sicherheit anneh­men dürfen, daß selbst ein wirkliches Opfer gern von ihm gebracht werden würde, wenn er erführe, daß es der Hin­wegräumung eines Hindernisses der freien Ausströmung der Volksliebe gelte? 
Was nun berechtigt uns, so tief in die Seele dieses seltenen Fürsten zu greifen, Überzeugungen von ihm auszusprechen, wie wir von manchem uns ganz gleich stehenden Bürger es zu tun vielleicht nicht für klug halten müßten? — Es ist der Geist unsrer Zeit, es ist die noch nie dagewesene Lage der Dinge, wie sie die Gegenwart zutage gefördert hat, die den Schlichtesten mit Prophetenblick begabt. Der Drang zur Ent­scheidung ist da: zwei Feldlager sind unter den zivilisierten Nationen Europas aufgeschlagen; hier ertönt es: Republik! dort Monarchie! Wollt ihr leugnen, daß es sich jetzt um eine entschiedene Lösung dieser Frage handle, daß sich in ihr alles fasse und begreife, was die menschliche Gesellschaft bis in ihre tiefsten Wurzeln erregt? Wollt ihr den Geist dieser gotterfüllten Zeit verkennen, behaupten: das sei alles schon dagewesen und werde sich nach einem verflogenen Rausche wieder gestalten, wie es war? Nun, dann hätte euch Gott mit Blindheit für alle Ewigkeit geschlagen! Nein, in dieser Zeit erkennen wir auch die Notwendigkeit der Entscheidung: was Lüge ist, kann nicht bestehen, und die Monarchie, d. h. die Alleinherrschaft ist eine Lüge, sie ist es durch den Konstitutionalismus geworden. Nun wirft sich der an aller Aus­söhnung Verzweifelnde kühn und trotzig der vollen Repu­blik in die Arme, der noch Hoffende lenkt sein Auge zum letzten Male prüfend nach den Spitzen des Bestehenden hin. Er erkennt, daß, gilt der Kampf der Monarchie, dieser nur in besonderen Fällen gegen die Person des Fürsten, in allen Fällen aber gegen die Partei geführt wird, die eigennützig oder selbstgefällig den Fürsten auf den Schild erhebt, unter dessen Schatten sie ihren besonderen Vorteil des Gewinnes oder der Eitelkeit verficht. Diese Partei ist also die zu besie­gende: soll der Kampf ein blutiger sein? Er muß es sein, er muß Partei und Fürsten zu gleicher Zeit treffen, wenn kein Mittel der Versöhnung bleibt. Als dieses Mittel erfassen wir aber den Fürsten selbst: ist er der echte, freie Vater seines Volkes, so kann er mit einem einzigen hochherzigen Ent­schluß den Frieden pflanzen, wo Krieg sonst nur unvermeid­lich erscheint. Nun suchen wir auf den Thronen Europas den Fürsten, den Gott erkoren haben soll, das hohe schöne Werk zu vollziehen: was erblicken wir? Welch verblendetes, tief entartetes Geschlecht, unfähig zu jedem hohen Beruf! Wel­chen Anblick gewährt uns Spanien, Portugal, Neapel? Wel­cher Schmerz erfüllt uns beim Hinblick auf die deutschen Lande Hannover, Hessen, Bayern — ach! schließen wir die Reihe! Gott sprach sein Urteil über die Schlechten und Schwachen: ihre Schwäche wuchs von Glied zu Glied. Wir wenden den Blick ab aus der Ferne, in unsrer Heimat schla­gen wir ihn von neuem auf: Da sehen wir den Fürsten, den sein Volk liebet, nicht im Sinne altherkömmlicher Stammesanhänglichkeit, nein! in reiner Liebe zu ihm selbst, zu seinem eigensten Ich: Wir lieben ihn, weil er ist, wie er ist, wir lieben seine reine Tugend, seine hohe Ehrenhaftigkeit, seinen Bie­dersinn, seine Milde. Nun rufe ich aus vollem Herzen laut und freudig:

Das ist der Mann der Vorsehung! 

Will Preußen die Erhaltung einer Monarchie, so ist es dem Begriffe des Preußentums zulieb: ein eitler Begriff, der bald erblaßt sein wird! Will Österreich sich einen Fürsten erhal­ten, so erkennt es in dessen Dynastie das einzige Mittel des Bestandes einer unnatürlich zusammengeworfenen Länder­masse: ein unmöglicher Bestand, der nächstens zerfallen wird! — Will aber der Sachse das Königtum, so leitet ihn zuallernächst die reine Liebe zu seinem Fürsten, das glückliche Bewußtsein, diesen Besten sein zu nennen: hier ist es nicht ein kalter, staatskluger Begriff — es ist die volle warme Überzeugung der Liebe. Und diese Liebe, sie soll entschei­den, sie kann nicht nur für jetzt, sie kann ein für allemal entscheiden! Von diesem unsäglich wichtigen Gedanken er­füllt, rufe ich nun in mutiger Begeisterung aus: Wir sind Republikaner, wir sind durch die Errungenschaften unsrer Zeit dicht daran, die Republik zu haben: aber Täuschung und Ärgernis aller Art heftet sich noch an diesen Namen, — sie seien gelöst mit einem Worte unsres Fürsten! Nicht wir wollen die Republik ausrufen, nein! Dieser Fürst, der edel­ste, der würdigste König, er spreche es aus:  

Ich erkläre Sachsen zu einem Freistaate.  

Das erste Gesetz dieses Freistaates, das ihm die schönste Si­cherung seines Bestehens gebe, sei: 

Die höchste vollziehende Gewalt ruht in dem Königshause Wettin und geht in ihm von Geschlecht zu Geschlecht nach dem Rechte der Erstgeburt fort. 
Der Eid, den wir diesem Staate und diesem Gesetze schwö­ren, er wird nie gebrochen werden: nicht weil wir ihn ge­schworen (wie viele Eide werden nicht in gedankenloser An­stellungsfreude geschworen!), sondern weil wir ihm mit der Überzeugung geschworen, daß durch jene Erklärung, jenes Gesetz, eine neue Zeit unvergänglichen Glückes begründet wurde, das nicht allein auf Sachsen, nein! auf Deutschland, auf Europa die wohltätigste, entscheidendste Mitteilung aus­zuüben vermag. Der dies in so kühner Begeisterung aus­sprach, glaubt mit unumstößlicher Überzeugung, dem Eide, den er auch seinem Könige schwur, nie treuer gewesen zu sein, als heute, da er dies niederschrieb.  
Würde hierdurch nun der Untergang der Monarchie herbei­geführt? Ja! Aber es würde damit die Emanzipation des Kö­nigtums ausgesprochen. Täuschet euch nicht, ihr, die ihr die »konstitutionelle Monarchie auf der breitesten demokra­tischen Grundlage« wollt. Ihr seid, was die letztere (die Grundlage) betrifft, entweder unredlich, oder, ist es euch mit ihr ernst, so martert ihr die künstlich von euch gepflegte Monarchie langsam zu Tode. Jeder Schritt vorwärts auf die­ser demokratischen Grundlage ist eine neue Bewältigung der Macht des Monarchen, nämlich: des Alleinherrschers; das Prinzip selbst ist die vollständigste Verhöhnung der Monar­chie, die eben nur im wirklichen Alleinherrschertum gedacht werden kann: jeder Fortschritt im Konstitutionalismus ist eine Demütigung für den Herrscher, denn er ist ein Mißtrau­ensvotum gegen den Monarchen. Wie soll hier Liebe und Vertrauen gedeihen in diesem beständigen und oft so unwür­dig ausgebeuteten Kampfe zwischen zwei vollkommen entgegengesetzten Prinzipien? Schmach und Kränkung verbit­tern dem Monarchen, als solchem, das Dasein: erlösen wir ihn daher aus diesem unglücklichen Halbleben; lassen wir den Monarchismus ganz enden, da die Alleinherrschaft durch die Volksherrschaft (Demokratie) eben unmöglich ge­macht ist, aber emanzipieren wir dagegen in seiner vollsten, eigentümlichen Bedeutung das Königtum! An der Spitze des Freistaates (der Republik) wird der erbliche König eben das sein, was er seiner edelsten Bedeutung nach sein soll: der erste des Volkes, der Freieste der Freien! Würde dies nicht zugleich die schönste deutsche Auslegung des Ausspruches Christus' sein: »Der höchste unter euch soll der Knecht aller sein«? Denn indem er der Freiheit aller dient, erhöht er in sich den Begriff der Freiheit selbst zum höchsten, gotterfüll­ten Bewußtsein. — Je weiter wir in der Aufsuchung der Be­deutung des Königtums in den germanischen Nationen zu­rückgehen, je inniger wird sie sich dieser neu gewonnenen als einer eigentlich nur wiederhergestellten anschließen; der Kreislauf der geschichtlichen Entwicklung des Königtums wird an seinem Ziele, bei sich selbst wieder angelangt sein, und als die weiteste Verirrung von diesem Ziele werden wir den Monarchismus, diesen fremdartigen, undeutschen Be­griff, anzusehen haben. 
Sollen wir zu dem hier ausgesprochenen sehnlichen Wunsche in Form einer Petition Unterschriften sammeln? Ich bin gewiß. Hunderttausende würden unterzeichnen, denn sein Inhalt bietet die Versöhnung aller streitenden Parteien, wenigstens aller derjenigen in ihnen, die es redlich mei­nen. Aber nur ein einziger Namenszug kann hier der rechte und entscheidende sein: der des geliebten Fürsten, dem wir mit brünstiger Überzeugung ein schöneres Los, eine seligere Stellung wünschen, als sie ihm jetzt zuteil ist. Dresden, am 14. Juni 1848. 

Ein Mitglied des Vaterlandsvereins.

Der Schriftsteller ist hier anonym. Es war aber weit bekannt, daß Richard Wagner für diese Schrift verantwörtlich war. Wegen diese Schrift es wurde ein Haftbefehl für seine Festnahme erteilt, und die Vaterlandsvereins Schrift in der offiziellen Anklage erwähnt. Wagners Freunde Mikhail Bakunin und August Röckel waren verhaftet, und zum Tode verurteilt (obwohl nie durchgeführt), aber mit der Hilfe von Franz Liszt ist Wagner in die Schweiz geflohen.

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